Wenn man die Absicht äußert, Mohnpielen zubereiten zu wollen, stößt man häufig auf fragende Gesichter. Dieses Gericht ist so richtig in Vergessenheit geraten. Hin und wieder trifft man es mal auf einer Speisekarte eines ambitionierten Restaurants an, sonst aber kaum.
Axel Gödel schreibt in seinem Blog „Berlin typisch“, dass früher Mohnpielen in Berlin einfach zu Sylvester gehörten und in ganz vielen Haushalten zubereitet wurden. Insoweit kann man durchaus von einem Gericht typisch Berlinischer Küche sprechen. Tatsächlich kommt das Gericht aber wohl aus Schlesien. Gödel dazu: „Eijentlich kommen se ja aus Schlesien und wurden von den villen Zujereisten von dort mit nach Berlin jebracht. Schließlich hieß et früha: „Der echte Berlina kommt aus Schlesien
Der Schlesische Bergland-Kalender, 1936, sagt zu Mohnpielen: in Schlesien als Mohnklöße bekannt, im schlesischen Dialekt Mohkließla, Mohn-Kließa bzw. Mokließa, polnisch Makówki. In manchen Veröffentlichungen werden die Pielen ohne e zu Pilen. Das ist aber wohl falsch, wird auch vom Duden nicht gestützt.
Wie auch immer, Mohnpielen schmecken lecker und es stellt sich die Frage, wie das Gericht so in Vergessenheit geraten konnte. Vielleicht ist die Verwendung altbackener Brötchen nicht jedermanns Sache. Aus diesem Grund habe ich versucht, Mohnpielen in einem etwas moderneren Gewand und unter Verzicht auf altes Gebäck zu interpretieren. Durch das Beträufeln zum Schluss mischen sich die Aromen auch ohne zu Brei gerührt zu werden. Ein Gericht, daß gut in die Jahreszeit passt, auch zu Weihnachten kann man es sich als Dessert gut vorstellen.
8-10 x
Greulichs Kochblog Zutatenliste
Für den Teig
60 ml kaltes Wasser
20 g Hefe
260 g Mehl
Abrieb einer Biozitrone
1 Prise Salz
Sonnenblumenöl zum Ausfetten der Form
2 Eier
75 g Butter
50 g Zucker
Für die Mohnmasse
750 ml Milch
120 g Zucker
60 g Grieß
200 g Mohn, fein gemahlen
60 g Rosinen
6 cl Cointreau
50 g Portwein
Abrieb einer Bioorange
Für den Mandelbelag
200 g Mandelblättchen
2 El Honig
150 g Zucker
3 El Schlagsahne
80 g Butter
Zum Beträufeln
130 ml Milch
2-4 cl Cointreau (ersatzlos weglassen, wenn Kinder mit essen)
30 g Zucker
Vermischen Sie in einer großen Backschüssel die Hefe mit dem Wasser, dem Zucker und einem Teil des Mehles mit den Knetwendeln des Handrührgerätes. Dann die Eier, flüssige Butter und das Salz darunter rühren, die Schale der Zitrone abreiben und dazu geben und schließlich das restliche Mehl einarbeiten. Den Teig mit einem Schaber vom Rand lösen, mit einem Küchentuch bedecken und über Nacht in den Kühlschrank stellen. Man nennt das eine kalte Führung des Hefeteiges, sie bewirkt, dass beim Gehen besonders feine Bläschen gebildet werden, die dem Teig dann eine feine wattige Struktur verleihen. Wenn Sie die Zeit dazu nicht haben, dann verwenden Sie lauwarmes Wasser und lassen Sie den Teig an einem warmen Ort gehen. Das Ergebnis ist auch vertretbar.
Nun bereiten Sie die Mohnmasse zu. Kochen Sie die Milch mit dem Zucker auf und lassen Sie dann Grieß und gemahlenen Mohn hinein rieseln. Gut rühren, bis ein dicker Brei entsteht. Dann beiseite stellen. Die Rosinen in der Hälfte des Cointreau und dem Portwein aufkochen und ein paar Minuten köcheln lassen, so, daß die Flüssigkeit einreduziert. Dann unter den Brei rühren. Wenn alles abgekühlt ist, den Orangenabrieb und den restlichen Cointreau einrühren.
Schließlich muss der Mandelbelag angefertigt werden. Lassen Sie die Mandelblättchen in einer Pfanne unter ständigem Wenden etwas anrösten. Dann kochen Sie den Honig mit dem Zucker der Schlagsahne und der Butter sprudelnd auf und fügen die Mandelblätchen hinzu. Nun schichten Sie Teig, dann die Mohnmasse und schließlich den Mandelbelag übereinander in einer gefetteten und mit Backpapier ausgelegten Backform von ca. 25 x 32 cm Größe oder etwas vergleichbarem.
Backen Sie das Ganze bei 200 °C Ober- und Unterhitze, regeln Sie nach 15 min auf 170 °C herunter. Gesamtbackzeit ungefähr 60 min. In der Zwischenzeit stellen Sie eine Mischung aus Milch und Zucker und fakultativ Cointreau und lassen sie kurz aufkochen. Wenn Sie das Backwerk aus dem Ofen genommen haben, beträufeln Sie es mit der Mischung. Danach sehr gut abkühlen lassen. Dann können Sie Portionen schneiden oder ausstechen und mit Vanillesauce servieren.